2018: Die erste Ernte, wertvolle Erfahrungen und die Erkenntnis, dass noch ein weiter Weg vor mir liegt

Die erste Ernte im 2018 fiel ernüchternd aus: 0,9 Gramm. Angesichts der Tatsache, dass ich den Anbau bis zu diesem Zeitpunkt im Nebenerwerb betrieb und die Sache im Grossen und Ganzen doch ziemlich improvisiert angegangen bin, bin ich mit der Ernte zufrieden. Ausserdem war ich im 2017 während mehreren Monaten in der Schweiz und überliess die Plantage sich selber. Nach der Rückkehr im Dezember 2017 in den chilenischen Hochsommer, habe ich sofort mit der Hege und Pflege begonnen und hatte immerhin bis zum Erntezeitpunkt im Mai meine Zöglinge soweit, dass ich eben diese kleine Ernte von knapp einem Gramm einfahren konnte.
Die Ernte in den ersten Jahren fällt nur bescheiden aus; Geduld ist angesagt.

Ausserordentliche Qualität
Fest eingeplant hatte ich zum damaligen Zeitpunkt bereits einen Kurzaufenthalt in der Schweiz vom Juni bis September 2018. Bei dieser Gelegenheit wollte ich einige Proben Safran mitnehmen und sie bei Gelegenheit Chefköchen aus der Region zum Testen zur Verfügung stellen. Im Gesamten habe ich zwei Köche besucht und ihnen eine Safranprobe überlassen. Mit Spannung und freudiger Erwartung habe ich sie dann einige Tage später wieder besucht, um ihr Verdikt entgegenzunehmen.

Beide Köche haben mir bestätigt, dass die Qualität ausserordentlich gut sei. Ein Koch erwähnte, dass die Farbintensität noch nicht sehr ausgeprägt sei. Ich nehme an, dass der Grund dafür in der geringen Lagerzeit liegt. Ich habe den Safran bis Mitte Mai geerntet und bereits im Juli zum Testen weitergegeben. Safran braucht aber einige Zeit, um seine volle Geschmacksintensität zu entwickeln. Ich hatte zum Glück noch einige Fäden vom Vorjahr zur Hand und diese vermochten den Koch in allen Aspekten zu überzeugen.
Der zweijährige Safran (rechts) ist deutlich grösser als der einjährige. Neben Hege und Pflege spielt das Alter wohl auch eine Rolle.

Diese Erfahrung bekräftigte mich in meinem Vorhaben. Der schlimmste Fall wäre gewesen, wenn es keine Qualitätsunterschiede zum gewöhnlichen Supermarkt-Safran gegeben hätte, welcher in der Regel gestreckt ist oder im gesamten eine Fälschung ist. Die Lehren, welche ich aus dem Kurzurlaub in der Schweiz gezogen habe, sind dass die Trockung und die Lagerung die Schlüsselpunkte für die Qualität des Safrans sind. 

Verschiedene Trocknungsmethoden
Bei der Trocknung gibt es verschiedene Ansätze. Ein befreundeter Safranproduzent aus der Zentralregion tröcknet die Fäden mit einem gewöhnlichen Tröcknungsautomat für den Küchengebrauch, zum Dörren von Obst etwa. Dabei stellt er das Gerät zwischen 60 und 70 Grad ein und tröcknet die Fäden maximal eine Stunde. Eine Freundin im Norden von Chile tröcknet die Fäden in einem Solarofen bei geringer Temperatur und erzielt damit auch hervorragende Resultate. Sie verkauft ihre Safranfäden an Spitzenköche im Norden von Chile. Eine Safranbäuerin aus der Schweiz trocknet ihren Safran bei geringen Temperaturen, wie Tee auch getrocknet wird, schreibt sie auf ihrer Webseite. 
Cami Rodriguez aus La Serena (Chile) erntet nach einigen Jahren des Safrananbaus bereits über ein Kilo Safran und vermarktet ihn in ganz Chile.

Ich persönlich lasse meinen Safran in einem verdunkelten Zimmer bei Raumtemperatur langsam tröcknen. Damit habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht. Die Sonneneinstrahlung und die Temperatur sind im Mai in Chile immer noch sehr stark, beziehungsweise hoch. Direkte Sonneneinstrahlung lässt die  Fäden zu schnell trocknen und verbrennt sie regelrecht.

Über die Lagerung habe ich mir noch nicht den Kopf zerbrochen. Ich schwanke noch zwischen den beiden Optionen die Safranfäden sofort verkaufsfertig abzupacken oder aber sie zuerst in einem grösseren Behälter zu lagern und erst bei einer konkreten Bestellung abzupacken. Da die erste Ernte noch in einer Margarineschachtel Platz hat und ausschliesslich zum Eigenbedarf gedenkt ist, stellte sich mir diese Frage bis anhin noch nicht. 

Kaffeesatzlesen und andere Spekulationen
Die Ernteaussichten für die kommenden Jahr vorherzusehen kommt Kaffesatzlesen gleich. Im März 2018 hatte ich 10'000 Safranknollen gesetzt, welche mir dann in zwei, drei Jahren eine gute Ernte bringen werden. Die Knollen stammen aus Holland und hatten in diesem Jahr 2019/20 nur eine geringe Ernte eingefahren. Obwohl viele Grashalme durch die Erde stiessen, blieb die Anzahl an Safranblüten sehr gering. Meine Hoffnung ist nun, dass sich die Knollen während diesem Winter gut vermehren und ich im nächsten Jahr eine erste ansprechende Ernte erzielen kann. Mein angestrebtes Ziel ist es mittelfristig zwischen einem bis zwei Kilo Safranfäden zu produzieren. Damit bin ich in der Lage meinen Lebensunterhalt hier in Chile zu bestreiten und wäre ausserdem in der Lage einige Rücklagen anzulegen, um die Plantage gegebenenfalls auszuweiten.

Rainer Menning
Andensafran / Azafran Andino

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